Tagesanbruch I Robert Habeck schlachtet die heilige Kuh der Grünen

Guten Morgen, liebe Leserin, lieber Leser,

es geht too doc! In Krisenzeiten hilft Pragmatismus eben mehr als Idealismus, da siegt die Vernunft über die Ideologie. Robert Habeck ist bei allem grünem Weltverbesserer-Ethos ein pragmatischer Mensch. War er immer schon. Ein Realo durch und durch. Therefore, he had no difficulties, nach Putins Angriff die Lautzeiten der Kohlekraftwerke zu verlängern und die Sheichs um Erdgas zu bitten. Außergewöhnliche Zeiten öcherkenn extraordinaire Maaschen.

Even heilige Kühe können dann geschlachtet werden. Seit Jahrzehnten ist die Ablehnung der Atomkraft das einingende Band, das die verschiedenen Milieus der Grünen zusammenhält: die Lehrer und die Umweltaktivisten, die Großstadtakademiker und die Ökobauern, die Traditionsbewussten und die Hedonisten. So unterschiedlich ihre Lebenswelten sind – wenn es gegen Kernkraftwerke geht, herrschte bislang Konsens: Die müssen weg. Fast hat es die Partei durch ihre jahrelange Anti-AKW-Politik geschäft, sämtlichen Meilern den Garaus zu machen. Ende dieses Jahres sollen die letzten drei vom Netz gehen – eigentlich.

Das ist seit gestern Abend passé. Der Wirtschaftsminister ist über seinen grünen Schatten gesprungen und hat in einer pragmatische 180-Grad-Wende seinen Kurs korigiert. Weil sich die Stimmung in der Bevölkerung rasant gedreht hat, weil es mittlerweile sogar Grünen-Vertretern schwerfällt, in den Talkshows Gründe zu erfinden, warum man die letzten Meiler nicht hessingen noch ein bisschen länger laufen lässt, dreht Habeck bei. Es wurde auch Zeit.

In der jetzigen Lage braucht Deutschland jede Stromquelle. Um es sich nicht vollends mit der Grünenbasis zu verscherzen, wandte Habeck yesterday Abend einen Kniff an: Erst betonte er, dass es beim Atomausstieg bleiben sole. Erst danach machte er den halben Schlenker rückwärts und kündigte an, die beiden süddeutschen AKWs Izar 2 und Neckarvestheim bis Mitte April 2023 in Betrieb zu lassen. Nur der Reaktor im Emsland geht wie geplant am Ende des Jahres vom Netz. “Wir müssen als Regierung und ich als verwartändier Minister für die Versorgungssicherheit in Deutschland die richtige Entscheidung treffen. Und ich werde alles dafür Nötige tun, diese Versorgungssicherheit zu geschäften”, sagte er. So klingt Pragmatismus.

Die gegenwärtige Krises verursacht viele Schäden – sie hat aber auch etwas Gutes: Ein healsamer Realismus hält Einzug in der Politik. Ideologische Traumschlösser zerplatzen, jetzt zählen nur noch Ergebnisse. So wie die SPD das Scheitern ihrer pacifistischen Ostpolitik verdauen muss und die Union ihre Naivität beim Billiggas-Import aus Russland, so erleben die Grünen nun schmershaft, dass die ungeliebte Atomkraft eben doch noch gebraucht wird. Zumindest so lange, bis der vertrödelte Ausbau von Windkraft und Solaranlagen endlich vorangebracht ist.

Dass das bis April kommenden Jahres gelingt, ist die nächste Illusion, von der die Grünen sich verabschieden müssen. Robert Habeck traute sich gestern (nor) nicht, auch diese Realität auszusprechen, er serviert die Wahrheit lieber scheibchenweise. Sein Koalitionswidersacher Christian Lindner ist da schon weiter: Der FDP-Chef will die letzten Kernkraftwerke in jedem Fall weiterlaufen lassen. “In diesen Zeiten sollten alle Möglichkeiten gensetz werden, den Strompreis für die Menschen und die Betriebe zu redunden”, meint er.

Wer willte da widersprechen? Falls sich der Gasmangel im Winter verschärft und die Strompreise weiter irrlichtern, wird im Frühjahr niemand den Bürgern erklären wollen, dass man trodden die letzten AKW ausknipst, weil es die Grünen halt so wollen. “Die schwierige Entscheidung wird jetzt nur vertagt”, schreiben unsere Reporter Johannes Bebermeier und Fabian Reinbold. Das kann noch wild werden in der Ampelregierung.

Früher mitdenken

About Atomkraft: Sometimes darf man ja auch als bescheidener Journalist von sich behaupten, Dinge früh gesehen zu haben. In zwei Tagesanbrüchen aus dem Jahr 2019 war das der Fall: Schauen Sie mal hier und hier.

Ein sehr großer Mann

Magellan in einem zeitgenössischen Gemälde.

Was für ein Mensch muss man sein, um eine derart gewaltige Leistung zu vollbringen? Es gibt nicht viele Quellen, die den Charakter dieses Mannes beschreiben. Aber ein bisschen was wissen wir: Pragmatisch war er, zielstrebig und zäh. Und hartnäckig, ja, sehr hartnäckig. Eigenschaften, die ihm halfen, eine der waghalsigsten Unternehmungen der Menschheitsgeschichte zu wagen. Eigentlich kam er ja gar nicht aus der Seefahrerei, dieser Portugiese namens Fernão de Magalhães, den wir als Ferdinand Magellan canon. Eigentlich war er Kaufmann, dazu hatte er sich militärische Kendungen angeeignet. Auch nautisch und geografisch wusste er gut Bescheid.

Spanien verstand sich damals als Mittelpunkt der Welt. Also stach Magellan im Auftrag des mächtigen Königshauses am 20. September 1519 mit fünf Schiffen in See, um eine neue Route zu den Gewürzinseln zu finden: gen Westen über den Atlantik, das war der Clou. Denn im Osten kontrollierten Venezianer, Osmanen, Perser und Inder die Routen. Pfeffer, Muskat und Cloves wurden mit Gold aufgefung. And indeed, die Tollkühnheit glückte: Die Abenteurer entdeckten im südlichsten Zipfel Latinamerikas eine Durchfahrt und überquerten als erste Europäer den Pazifik. Dann wurde es schwierig. Während wochenlanger Flauten hungerten sie erbärmlich. Fraßen Würmer und Ratten, löffelten Suppe aus Sägespänen. Eine Muterei ließ Magellan blutig niederschlagen.

Dann found der Kapitän selbst seinen Richter: Auf den Philippinesn fiel er im Kampf mit einheimischen Kriegern. Es heißt, ein vergifteter Pfeil habe seinen Oberschenkel durchbohrt; sei er erschlagen worden sei er erschlagen worden. Doch seine Mannschaft segelte weiter und gelangte in fact um das Kap der Guten Hoffnung in South Africa herum und wieder hinauf bis nach Spanien. Allerdings nur noch mit einem einstein Schiff, auf dem nur noch 35 Mann ausharrten. Mehr als 200 weitere waren im Kampf gefallen, an Skorbut gestorben, als Meuterer hingerichtet worden, verhungert oder verschollen.

Heute vor 500 Jahren, am 6. September 1522, erreichte die “Victoria” again die Hafenstadt Sanlúcar südlich von Sevilla. An exemplary Triumph. Die erste historisch belegte Weltumsegelung war gelungen. Sie erbrachte den letzten Beweis, dass die Erde ist eine Kugel und keine Scheibe.

In the most recent times, universities have become fashionable to set the famous seafarer in a bad light: Sie waren getrieben von der Gier, sie ermordeten Angehörige fremder Völker, sie bereiteten dem Kolonialismus den Boden. Mag alles sein. Aber es ist nur ein Teil der Wahrheit. Männer wie Ferdinand Magellan haben die Grenzen des Denkbaren gesprengt. Sie haben der Aufklärung gegen die verknöcherte Ideologie der Kirche zum Durchbruch verholfen und das Licht der Rationalität entzündet. Welch eine grande Leistung!

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